architekt dr.-ing. thorsten schuetze
oekologisches Seminarzentrum im Himalaya Nordindiens
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Vastu Purusha - Die Wissenschaft vom Leben
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Mein Buch beschreibt zunächst die komplexe indische Bauschule. Anschließend stelle ich meinen Entwurf eines Seminarzentrums im Himalaya Nordindiens vor, der auf dem Vastupurusha-Mandala basiert und sich an der traditionellen Bauweise orientiert.
Konzeption "Himalaya Retreat International"
Das Seminarzentrum soll den Rahmen schaffen für die Unterbringung von Reisegruppen, denen dort in Form von Seminaren und Workshops Kenntnisse in diversen Bereichen indischer Kultur vermittelt werden. Es liegt auf 29,5° nördlicher Breite und 78° östlicher Länge, ca. 70 km Luftlinie westlich der Grenze zu Nepal, sowie 130 km südlich der sechs- und siebentausender Schneeberge in der wintertrockenkalten Klimazone des sogenannten Lesser Himalaya. Die Haupterwerbsquelle der dort lebenden Menschen stellt die Land- und Forstwirtschaft dar, wobei der Obstanbau einen großen Anteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche einnimmt. Klimabedingt ist die landwirtschaftliche Nutzung nur von März bis November möglich. Forstwirtschaftlich wird überwiegend die natürlich ansässige Pinie genutzt.

Der Entwurf orientiert sich an der traditionellen, örtlichen Bauweise die sich über Generationen entwickelt hat und den klimatischen Verhältnissen gut angepasst ist. Dabei handelt sich um maximal zweigeschossige, massive Gebäude, die aus vor Ort gebrochenen Natursteinen und Lehmen errichtet werden. Die Dächer bestehen aus einer Pinienholzkonstruktion. Zur Dachdeckung dienen traditionell großformatige Schieferplatten. Auf die Verwendung von Stahl und Zement wird weitgehendst verzichtet. Die Gebäude werden in die bestehende Vegetation eingepasst, so dass diese weitgehendst erhalten bleibt und im Sommer weiterhin ein angenehmes Mikroklima schaffen kann. Durch Sammeln und Reinigen des Regenwassers von den bebauten Flächen ist eine ausreichende und unabhängige Wasserversorgung gewährleistet. Aufgrund der eigenen Abwasseraufbereitung anhand einer Pflanzenkläranlage ist eine ganzjährige Bewässerung der Obstbäume und geplanten Gemüsefelder möglich.

Die Orientierung an regionalen Gestaltungsprinzipien, sowie die Anwendung lokaler Bautechniken und Materialien kann schon während der Bauphase den Integrations- und Akzeptanzprozess bei der lokalen Bevölkerung fördern. Die Arbeit basiert auf der der Jahrtausende alten indischen Bautradition Vaastu-Shastra unter Zuhilfenahme des Vastupurusha Mandala. Gemäss der indischen Mytologie wurde das Universum geschaffen und konnte erst durch den Ausschluss des urzeitlich Übernatürlichen, oder kosmischen Mannes, in Ordnung gebracht werden. Die Vorstellung des Ausschlusses und somit Einschließen in eine Form beschreibt den Sieg der Ordnung über das Chaos, -des Guten über das Schlechte und des Lichtes über die Dunkelheit. Die indische Architektur hat das Thema des kosmischen Mannes, der die Quelle alles vom Menschen geschaffenen ist, in der Konzeption des Vastupurusha Mandalas übernommen. Vastu bedeutet soviel wie Platz, oder Ort und Purusha steht für etwas vom Menschen geschaffenes und beschreibt somit die Wechselbeziehung zwischen dem Ort und dem Individuum. Es dient als Ausgangsform für die Architektur und der ihr verwandten Künste. Es handelt sich um ein aus Quadraten zusammengesetztes Quadrat, welches als perfekte Form angesehen wird. Eingeschlossen in diesem Quadrat befindet sich der Halbgott Vastupurusha, der das, auf dessen Grundlage, geplante Gebäude beherrscht. Die Seiten des Quadrates sind auf die vier Himmelsrichtungen ausgerichtet: es macht Raum begreiflich und wird daher als allumfassendes Symbol der Welt angesehen.

Die Unterbringung der bis zu 48 Gäste erfolgt im westlichen Bereich des Geländes in vier Bungalows und jeweils einem Gebäude mit Einzel- und Doppelzimmern. Das Zentrum der Anlage bildet ein Atriumhaus, dem zwei Seminarsäle, sowie ein Bade- und Massagehaus angegliedert sind. Im östlichen Bereich befinden sich der Speisesaal, die Küche, ein thermische Solarkraftwerk und ein Glashaus. Um eine passive Nutzung der Solarenergie zu gewährleisten wird Isolierglas verwendet, welches energietechnisch, wie gestalterisch eine sinnvolle Ergänzung zu den traditionellen Materialien darstellt.

Dezentrale Solaranlagen versorgen die Gebäude mit fließend heißem Wasser. Das Glashaus mit einer integrierten thermischen Solaranlage dient als zentraler Versorger für die Fußbodenheizungen der Seminarräume und es ermöglicht das Ziehen von Gemüse und Kräutern im Winter. Im Sommer kann es zur Trocknung des, auf dem Grundstück geernteten Obstes dienen. Eine thermische Solaranlage bietet den gewünschten Komfort von fließend heißem Wasser und einer Fußbodenheizung in den Seminarräumen. Die für die Anlage benötigte elektrische Energie soll über ein, von der Firma Bomin Solar Research entwickeltes, thermisches Solarkraftwerk erzeugt werden, wobei der Energieüberschuss ins lokale Netz eingespeist werden kann.